Unsere Reise nach...

Tirana

DJ Blutrache

Fünf Freunde im Auto durch's fremde Land

durch enge Städte, weite Täler, die Küste entlang,

wo Rocksteady bis in die morgendliche Stunde schallt,

ja da vor Lebensglück unser Herz sich wallt.

1. Von Tirana bis Ksamil

Ich traf Lorenz in der S-Bahn. Nächster Halt Leuchtenbergring, Ziel Tirana. Albanien hatte ich deswegen ausgewählt weil bisher noch niemand von uns dort gewesen war. Am Gate angekommen bat man uns auf eine Maschine am nächsten Tag zu wechseln inklusive bezahltem Aufenthalt in Hallbergmoos. Wir lehnten dankend ab, nicht anhnend, dass dies nur ein keiner Vorgeschmack der bevorstehenden Reise war.

In Tiranaangekommen hatten wir eine Nacht totzuschlagen, da der Rest erst in den kommenden Tagen anreisen würde. Glücklicherweise war unser Airbnb im Ausgehviertel Blloku gelegen und es war daher kein Problem Kneipen, Bierstände und generell lustige Gesellschaft zu finden. Ob Lorenz sich wohl noch an sein Gespräch mit Jim Carrey erinnert?

"Consider this our divorce!"
Sebastian "Lachflash" G.

Ist auch egal, am nächsten Tag holten wir Biker-Basti sowie Manuel, als Alpaka verkleidet am Flughafen ab und traten die erst längere Autofahrt nach Vlora. Wer gefahren ist, weiß ich nicht, ich tippe Mal auf Basti, was ich weiß, ist das Lorenz uns gehörig zum Narren gehalten hat, doch den Jacuzzi gab es dann doch. Zum Glück, war er doch entscheidend für die nun folgenden, ausgelassenen Tage, bevor es weiter gehen würde, erst zurück nach Tirana, Sevi abholen, dann an der Küste entlang bis ganz in den Süden und schlussendlich durchs Landesinnere wieder zurück. Im Endeffekt waren wir die albanischen Kinder Kerouacs. War es nicht eigentlich wahrscheinlicher dass die Hügel über Tirana anfingen Feuer zu spucken, als der Fakt dass wir uns alle kannten?

2. Poolparty zum Gebräbnis

Da der Jacuzzi von anderen nicht eingesehen werden konnte, war ein allgemeines Textilverbot schnell ausgesprochen. Und da sich Vlora während eines kurzen Spaziergangs als Pauschalreiseziel-Retortenort herausstellte, verbrachten wir die nächsten Tage fast ausschließlich im Whirlpool, auf der Couch oder in der Küche.

Der Weinladen gegenüber machte es uns recht einfach: Bowle, wir wollten, nein wir brauchten Bowle. Und das obwohl der Weißwein unerhört teuer war dafür, dass wir uns nur wenige Seemeilen von Italien entfernt befanden (genauer 112 km Luftlinie von Lecce). Obst war schnell aufgetrieben, wahrscheinlich schnibbelte ich, als professioneller Bowlen-Aficionado und schon saßen wir im Whirlpool, zwischen uns eine Plastikwanne, die sich schnell leerte. Derart schnell dass wir mindestens zweimal Wein nachkaufen mussten. Sonne, Wasser, Freundschaft, Wein, später dann Fischplatte, mehr Wein, Sonnenuntergang, Musik, immer Musik, und Lachen, viel Lachen, dazwischen immer wieder Schniedel,  schließlich müde und glücklich in's Bett.

"Falls ihr euch fragt, ja ich bin nackt!"
Manuel "" R.

Es folgte ein gemütlichen Abend auf der Couch und Total Recall - natürlich dem Original mit Arnie, was an anderer Stelle noch entscheidend sein würde. Der dritte Tag, der letzte in Vlora, Manu war an der Reihe: Risotto und zwar, fast untypisch, Zitronen - Zucchini Risotto, nicht Fisch. Während wir schnitten, dünsteten,  rührten und Wein tanken, zeigte ich den anderen ein Lied: das Intro zum alten Robin Hood Disney Film. Es lief auf Dauerschleife, ein Glas zersprang, das Risotto wurde überragend. Seitdem weiß ich was ich auf Bastis Gebräbnis spielen werde.

3. FKKlippenspringer

Nächster Tag, Sevi kommt endlich. Selbstverständlich holen wir ihn am Flughafen Mutter Theresa ab. Das heißt rein in's Auto, zwei Stunden zum Flughafen, werden hier wirklich unter eine Autobahnbücke Hasen verkauft? Wir werden das auf dem Rückweg überprüfen. Sevi einsammeln und direkt wieder Retour Richtung Ksamil und ja es werden Hasen verkauft (siehe unten). Abwechselnd lesen wir aus dem eigens gekauften Albanien Reiseführer vor, der uns mit Infos (höchstes Land Europas) und Erklärungen (z.B. für die vielen teuren Autos) versorgt. Eine Schildkröte wird über die Landstraße getragen. Die Stunden verfliegen. Manu gibt eine spontane Einführung in das Oeuvre vom Black Sabbath. Irgendwann kommen wir an.

"Wartet mal... wo ist denn der Autoschlüssel?"
Lorenz "Schlüsselmeister" S.

Ich überspringen vorerst den ersten Abend in Ksamil. Ich springe hin und her. Wir sitzen wieder im Auto, Tagesausflug zu verschiedene Stränden in die Gegend von Dërmi und Himarë. In der Mittagspause, in einem kleinen Städtchen lassen wir das Auto stehen und ziehen los, die Küste entlang, immer hart am kristallklaren Meer. Weit und breit keine Menschenseele, sodass der Blick ungestört zum Horizont schweifen kann. Einer alten BntH Tradition entsprechend, suchen wir bewusst oder unbewusst nach einer geeigneten Stelle zum kloppenspringen. Nachdem wir sie gefunden haben, verbringen wir Stunden mit kreischend reinhüpfen, wieder hochklettern, abschütteln und nochmal. Die Sonne beginnt sich langsam gen Meer zu senken, wir machen uns mit leichtem Herzen auf zurück zum Auto. Der Autoschlüssel? Wo ist der Autoschlüssel? Schlüsselmeister Lorenz meint es diesmal leider ernst. Der Schlüssel ist weg. Wir trotten zurück, suchen den Schlüssel im dünner werdenden Licht zwischen allen Steinen der Adria. Vor meinem inneren Auge sitzen wir schon im Taxi zurück nach Tirana, um den Ersatzschlüssel und ein saftige Aufschlag beim Autoverleih abzuholen. Fast mit dem letzen Sonnenstrahl finden wir ihn doch noch, den Autoschlüssel.

4. Blaues Auge und Suezkanal

Wir springen an den Abend von Sevis Ankunft zurück. Der Erzählstrang ein wildes Durcheinander ähnlich diesem Abend. Ksamil ist sehr schön, aber noch wenig bevölkert und wir bekommen ohne Probleme in einem netten kleinen Restaurant den besten Platz, als einzige Gäste. Es wird getafelt, der Wein fließt in Strömen. Ob aus Kalkül, Unbedarftheit oder doch des Raki wegen, Basti erzählt der Oberkellnerin, dass er heute Geburtstag feiert. Danach herrscht bei der Belegschaft helle Aufregung und bei uns nervöses Gekichere. Hier nimmt man Gastfreundschaft anscheinend noch ernst und bringt uns singend ein komplettes Blech Tiramisu. Wir stimmen geschlossen ein. Das nennt man dann wohl Chuzpe.

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Severin "Streußelkuchen" M.

Schön ist Albanien, Ksamil, aber auch das Hinterland. Im Reiseführer wurde ein Tagesausflug zum blauen Auge angepriesen. Also ab in's Auto und los. Angekommen ist das eigentlich eher grüne Auge wirklich atemberaubend schön. Das kristallklare Wasser eiskalt und eine willkommene Abkülung im in der albanischen Mittagssonne.
Und auch Ksamil selbst: die Sonne tanzt auf dem strahlend blauem Meer, kleine Buchten, grüne Fauna, ein paar verfallene Gebäude. Wir leihen uns ein Tretboot und paddeln (oder sagt man treten?) hinaus, nicht ganz so schnell wie mit dem Auto, aber genauso rabiat. Der Rückweg erscheint uns dann beschwerlich und so graben wir uns kurzerhand durch eine Sandbank zwischen zwei kleinen Inseln hindurch. Unter den argwöhnischen Augen zweier zugedröhnter Hippies. Auch das gibt es hier.

5. Cevapcici, Tomatensalat und Poseidonplatte

Wir lieben essen, das wurde schon etabliert. Vielleicht sogar mehr als das Trinken. Und Albanien dieses mediterrane Küstenland mit all seinen Früchten des Meeres und reifen Gemüse schien prädestiniert dafür zu sein. Und war es eigentlich auch, solange man bei frischem Fisch und Salaten blieb. Ausschließlich Fisch und immer alle Salate auf der Karte bitte.

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Jakob "Schlachtplatte" Timmermann

Und trotzdem kam der wohl gefährlichste Moment des ganzen Abenteuers absolut unverhofft beim Essen. Nichts ahnend entgingen wir nur knapp einem Fleischkoma. Nach reichlich Fisch und mit leichtem Kater entschieden wir uns in Vlora doch einmal lecker chevapcici zu bestellen. Daraus wurde dann die große Fleischplatte, mit allem und davon viel. Neben uns stierte ein Gast mit leerem, fetttriefenden Blick auf seine gerade leergeräumten Teller. Das hätte Warnung genug sein sollen. Doch so war es nur dem heldenhaften Einsatz unseres Präsidenten zu verdanken, dass wir auch die letzte Wurst verdrückten.

6. Ehrenmitglied Noldo

Erst hielten wir es für ein Trugbild, eine Illusion hervorgerufen durch die x-te Stunde im Auto. Unter der Autobahnbrücke die wir gerade passiert hatten, hatte nicht wirklich jemand einen Hasen an den Ohren in den Verkehr gehalten. Glücklicherweise würden wir in ein paar Stunden die selbe Stelle in entgegengesetzter Richtung wieder passieren. Und es war kein Trugbild! Dort wurden Hasen verkauft und kurze Zeit später sowie ca. 7€ ärmer begrüßten wir stolz unser sechstes Vereinsmitglied Noldo. Benannt nach dem Hauptdarsteller des gerade erst geschauten Total Recall: Arnold Schwarzenegger. Im Gegensatz zu seinem Namenvetter jedoch ein überaus ängstliches Viech, dass wiederholt in meine Jeansweste pinkelte.

"Pinkelpause bitte!"
Meister Lampe Noldo

Ob seines ängstlichen Wesens, waren wir uns einig, dass wir ihn nicht ohne weiteres in der Wildniss aussetzten konnten. Jede Taube würde Noldo einen lebensbedrohlichen Schrecken einjagen. Zum Glück hatte unsere Unterkunft einen weitläufigen Garten der sich als Zwischenhabitat optimal anbot und nach kurzer Inspektion auch ein versehentliches Ausreißen verhindern würde. Umso größer war unser Entsetzen, als sich Noldo am nächsten Tag nicht mehr finden lies. Wir waren schon dabei jeden Stein einzeln umzudrehen, als unsere Vermieterin die Situation in Wohlgefallen auflöste: Noldo war ihrem Sohn sofort an's Herz gewachsen und nun in trauter Obhut unserer Gastgeber. Wunderbar!
War's das? Wie sind wir dann eigentlich nach hause gekommen? Warum hat Jakob am Flughafen in München den Boden geküsst? Wie kam es dazu das Sevi eher wie Sams oder ein Streuselkuchen aussah? Das wird wohl alles nur mündlich überliefert werden...

REISEN DES 1. ZYKLUS